
Wo Weiderich wĂ€chst, leuchtet sein sommerlicher Flor in diversen Rosatönen, und zwar wochenlang. Dabei ziehen die aufragenden BlĂŒtenkerzen nicht nur Blicke, sondern auch Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten magisch an.
Sie haben noch nie von Weiderich gehört? Gesehen haben Sie die Staude des Jahres 2024 bestimmt schon: Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) ist eine heimische Art, die hierzulande im Sommer dunkelrosa blĂŒht.
Meist wĂ€chst sie in der Natur an feuchten und nĂ€hrstoffreichen Standorten: An Uferzonen, auf nassen Wiesen und in Böden, die zeitweise auch ĂŒberschwemmt sein können, schlĂ€gt die Wildstaude bevorzugt Wurzeln. Hat Blut-Weiderich sich erst einmal etabliert, versamt er sich selbst. Seine rund einen Meter hohen BlĂŒtenkerzen in Purpurrosa leuchten von Juli bis September und sind nicht zu ĂŒbersehen.
Der heimische Blut-Weiderich gedeiht auch im Garten â ebenso wie der Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum). StaudengĂ€rtnereien haben rund 20 verschiedene Auslesen beider Weideriche im Sortiment. Die gĂ€ngigsten wurden im Rahmen der Staudensichtung 2019 an zehn verschiedenen Standorten in Deutschland, Ăsterreich und der Schweiz gepflanzt und 2022 bewertet. Professor Dr. Bernd Hertle leitet den Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher StaudengĂ€rtner und konnte mit seinen Kolleginnen und Kollegen nach Abschluss der Sichtung ĂŒberwiegend gute und sehr gute Noten vergeben: âWir waren uns einig, dass das Sortiment an Lythrum insgesamt sehr zuverlĂ€ssig und robust ist.â Passend dazu blĂŒhen die meisten Sorten in Pink und unterstreichen damit die rosigen Aussichten fĂŒr die Verwendung der Gattung im Garten.
WĂ€hrend der Blut-Weiderich zu den heimischen Wildstauden zĂ€hlt, reicht das natĂŒrliche Verbreitungsgebiet des Ruten-Weiderichs ursprĂŒnglich von Italien, ĂŒber SĂŒdosteuropa bis nach Westasien. In ihren AnsprĂŒchen Ă€hneln sich beide Arten, erzĂ€hlt der Experte mit dem Lehrgebiet Freilandzierpflanzen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: âSie brauchen einen möglichst sonnigen Standort und feuchte, nĂ€hrstoffreiche Böden. Vor allem die Sorten des Blut-Weiderichs ĂŒberstehen vorĂŒbergehende Trockenheit ganz gut, wenn der Boden eher lehmig ist und Wasser gut speichert.â Frosthart sind beide Arten. Dass die Vertreter des Ruten-Weiderichs in der Sichtung nicht ganz so wĂŒchsig waren, kann in einigen GĂ€rten auch von Vorteil sein: âSie wachsen nicht ganz so hoch wie die meisten Blut-Weideriche und wirken dafĂŒr etwas fili-graner. AuĂerdem bereichern sie das Farbspektrum der Gattung: Die Sorte âHeleneâ hat zum Beispiel einen hohen Blauanteil und âWhite Swirlâ ist die derzeit einzige weiĂe Sorte im Sortimentâ, erzĂ€hlt Hertle. Beide wurden als âsehr gutâ bewertet. Wer seine Stauden gerne unter Kontrolle hat, wird den Ruten-Weiderich vielleicht sogar bevorzugen: Er neigt nicht zur Selbstaussaat, wĂ€hrend der Blut-Weiderich reichlich Samen bildet. In naturnahen GĂ€rten ist diese Dynamik zwar oft erwĂŒnscht, es lĂ€sst sich aber verhindern, indem VerblĂŒhtes konsequent abgeschnitten wird. Dann bleiben auch die bei der Sichtung prĂ€mierten Auslesen des Blut-Weiderichs sortenrein. Neben der rund 100 cm hoch aufragenden Sorte âDropmore Scarletâ, die im Handel oft unter dem Namen âDropmore Purpleâ angeboten wird, bekamen acht weitere Blut-Weideriche die Höchstnote âAusgezeichnetâ. Darunter auch die hellrosa blĂŒhende âPink Tailsâ und die mit 50 cm kompakte Sorte âRobertâ.
Langweilig wird das ĂŒberwiegend rosafarbene Sortenspektrum ĂŒbrigens nicht, findet Hertle: âSelbst ein und dieselbe Pflanze sieht je nach Sonnenlicht morgens, mittags und abends ganz anders aus. Das ist faszinierend zu beobachten.â
Zu sehen gibt es in einem mit Lythrum bepflanzten Beet ohnehin immer etwas, denn die Gattung ist zur BlĂŒtezeit ein Insektenmagnet. FĂŒr Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen bieten die BlĂŒtenkerzen wertvollen Nektar â wo Weideriche wachsen, summt, brummt und flattert es. Bei einigen Insekten stehen nicht nur die BlĂŒten, sondern auch die BlĂ€tter auf dem Speiseplan: Wer an seinem Blut-Weiderich die ein oder andere Raupe entdeckt, sollte gelassen bleiben. Gut möglich, dass sich daraus ein Nachtpfauenauge entwickelt. FĂŒr die Raupen dieses Nachtfalters gelten die BlĂ€tter von Lythrum salicaria als wichtige Futterpflanze. Da Weiderich nicht jedem Tier schmeckt und er beispielsweise von Schnecken verschont wird, lĂ€sst sich die ein oder andere Raupe an den robusten Pflanzen problemlos tolerieren und beobachten, welcher Falter sich daraus entwickeln wird.
Gut kombiniert:
Geeignete Begleiter sollten so wie Lythrum auf nĂ€hrstoffreichen, eher feuchten und sonnigen bis halbschattigen Standorte gedeihen: Selbst wenn Pflanzen fĂŒr sandige und durchlĂ€ssige Böden daher naturgemÀà ausscheiden, bleibt die Vielfalt geeigneter Arten und Sorten groĂ genug, erzĂ€hlt der Experte: âZu Lythrum empfehle ich Pflanzen, die mit ihrer BlĂŒtenform im Kontrast zu den aufrechten Kerzen stehen. Die Schirme der DoldenblĂŒtler zum Beispiel, so wie die Rote Engelwurz (Angelica gigas) oder die Himalaya Silge (Selinum tenuifolium).â Auch aus anderen Pflanzenfamilien empfiehlt Hertle Pflanzpartner: âDie Schirm-Aster (Aster umbellatus) passt zu Lythrum und lĂ€sst sich mit ihren weiĂen BlĂŒten sehr gut kombinieren. Es gibt aber auch Kandidaten aus Gattungen, die eigentlich fĂŒr trockenheitstolerante Arten bekannt sind: Eryngium bietet mit dem Palmlilien-Mannstreu (Eryngium yuccifolium) eine Art, die feuchtere Böden braucht und auch unter den Schafgarben gibt es mit der Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) eine Vertreterin, die gut zum Weiderich passt.â Weniger ĂŒberraschend, aber ebenfalls attraktiv sind Pflanzen, die auch am Naturstandort hĂ€ufig neben Lythrum anzutreffen sind: âWald-Engelwurz (Angelica sylvestris), MĂ€desĂŒĂ (Filipendula ulmaria) oder der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) gedeihen ebenso wie der Blut-Weiderich an feuchten Standorten und wachsen im naturnahen Garten ebenfalls gut an seiner Seite.â
Neben Stauden empfiehlt Hertle GrĂ€ser, die auf frischen Böden gedeihen. Sorten mit blau schimmernden Halmen passen auch optisch gut zu den zumeist rosafarbenen BlĂŒten des Weiderichs, so wie die Rute-Hirse (Panicum virgatum) der Sorte âHeavy Metalâ. SpĂ€tzĂŒnder wie dieses Gras schmĂŒcken das Beet selbst im Winter, wenn der Raureif die Halme ĂŒberzuckert. So wie der Weiderich auch â sofern man ihn lĂ€sst und nicht nach der BlĂŒte abgeschnitten hat.

Oben: Ein feuchtes und sonniges Teichufer gilt als idealer Standort fĂŒr die diversen Sorten der Weideriche (Lythrum). Da die Stauden an diesem Standort bestens aufgehoben sind, wachsen sie zwar am Rand, prĂ€gen aber das Gesamtbild. Hier werden sie von hoch aufragenden Stockrosen begleitet.
Unten: Weiderich (Lythrum) hat kein Problem mit nassen FĂŒĂen. Ein eher feuchtes oder gar sumpfiges Erdreich kommt ihm sogar entgegen. Rohrkolben (Typha) oder Wasserdost (Eupatorium) sind daher ideale Pflanzpartner, wie dieses Beispiel beweist.
GroĂes Bild: Die diversen Rosa-Nuancen geben im Sortiment der Weideriche den Ton an. Umso wertvoller ist die bisher einzige weiĂe Sorte, Lythrum virgatum âWhite Swirlâ.